Der Obersee-Orankesee-Park

Ein Kleinod in Alt-Hohenschönhausen…

Die beiden idyllischen Seen haben eine sehr unterschiedliche, interessante Geschichte hinter sich:

Während der Orankesee – durch eine Eiszeit – natürlich entstanden ist und bereits im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde, ist der Obersee von Menschenhand geschaffen. Die nahegelegene Löwenbrauerei hatte nämlich ihre Abwässer einfach in den Orankesee gepumpt, aber eines Tages im Jahre 1895 damit den Orankesee zum Überlaufen gebracht. Das Wasser floss ostwärts, wo sich die kleinen Tümpel, die sich dort bis dato befanden, füllten. Ein künstlicher See war entstanden. Da der Wasserspiegel des neu entstandenen Sees etwa 1,50 Meter höher lag, als der des Orankesees, nannte man ihn kurzerhand Obersee.
Der Obersee ist nur maximal 3 Meter, meist ist es flacher, was auch dazu führt, dass seine Wasserqualität nicht optimal ist.
Umgeben ist der Obersee heute von Villen, schönen Grünflächen und gepflegten Spazierwegen unter wertvollen alten Bäumen.

Die Obersee-Park wurde bereits 1912 geplant. Aber erst nach dem Krieg, 1920 war er dann endlich fertig.
Am Nordufer entstand 1933 das „Mies van der Rohe Haus“ (Haus Lemke) durch den berühmten Bauhaus-Architekten, was heute ein Museum ist. 
Die Parkgestaltung am Obersee war sehr klar und orientierte sich an anderen Stadtparks dieser Zeit: es gab ein engmaschiges parallel laufendes Wegenetz, einen geschwungenen Uferweg und auf einer Erhöhung einen Pavillon.
Von 1945 bis 1952 gehörte der Park zum sowjetischen Sperrbezirk und war nur russischen Offiziersfamilien zugänglich.
Nach der Aufhebung des Sperrgebietes zu Beginn der fünfziger Jahre musst wieder Ordnung in der verwilderten Parkanlage geschaffen werden. Der Obersee wurde leergepumpt, entschlammt und vom Unrat befreit.
Zu Beginn der sechziger Jahre wurde der Oberseepark noch einmal umgestaltet und erhielt seinen Rosengarten. Eines der herausragenden Wahrzeichen des Obersees, der Wasserturm, wurde 2004 als stilvolle Cocktail-Bar wieder eröffnet.

Der Orankesee hingegen ist ein natürliche See, welcher durch die Eiszeit entstanden ist. Seinen Namen erhielt das Gewässer erst vor etwa 150 Jahren. Um den geheimnisvollen See rankt sich die Sage der Prinzessin Oranke, die in Vollmondnächten Junggesellen ins Wasser locken soll.
Mit seiner Tiefe von bis zu 6,5 Metern und der guten Wasserqualität eignet er sich hervorragend als Badesee. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gab es ganz in der Nähe des Wirtshauses am Orankesee eine kleine Badestelle.
Das schöne Strandbad initiierte der Geschäftsmann Wilhelm Heiden-Heinrich, welcher sich 1929 um die Neuverpachtung des Wirtshauses am Orankesee bewarb, und zugleich anbot, auf eigene Kosten ein Strandbad mit 250 m langem Sandstrand zu errichten. Bereits im Juni 1929 konnte das Bad eröffnet werden.

Zehntausende Besucher strömten ab nun ins Orankebad. – Bis gegen Ende des 2. Weltkrieges das Bad durch Bomben getroffen wurde.
An einen Wiederaufbau des halbzerstörten Strandbades war jedoch nach Kriegsende noch nicht zu denken, da auch der Orankesee zum sowjetische Sperrgebiet gehörte. Kurioserweise soll der Sperrzaun den See geteilt haben. Erst als die letzten Absperrungen fielen und die russische Armeeführung das Sperrgebiet aufgab, konnte der Wiederaufbau beginnen.
1954 beschloss die Bezirksverwaltung Weißensee die Wiederherstellung des Freibades. Zunächst musste der Orankesee leergepumpt werden und endgültig von noch immer hier lagernder Munition, Kriegsschutt und Unrat gereinigt werden.

Am 1. Mai 1957 gab es ein festliches Anbaden und mit dem Saisonbetrieb 1958 wurde das Strandbad für die Öffentlichkeit offiziell als „Naherholungobjekt“ freigegeben.
1972 kam ein neuer Rettungsturm mit Erster Hilfe-Station ins Bad. Er ist noch heute in seinem blau-gelb stilprägend.
Der Orankesee ist einer der saubersten Badeseen Berlins. Eine Unterwasserpumpe versorgt den See aus 30 Meter Tiefe mit Frischwasser. Davon profitieren Mensch und Tier.

Als im Jahre 2006 engagierte Anwohner den Förderverein Obersee & Orankesee e.V. gründeten, entwickelten die Mitglieder unter dem Motto „Ein Park für ALLE“ zahlreiche Ideen zur Pflege, Erhaltung und Verbesserung des Seenparks. – Regelmäßige Putzaktionen etablierten sich, die 2011 geplante Seensanierung sowie ein neuer Tiefbrunnen wurden bis 2015 fertiggestellt. Und es entstand der Wunsch, die beiden, sich so gut ergänzenden Seen in der wunderschönen Parklandschaft auch namentlich zu vereinen.
Im Jahre 2017 wurde der gesamte Park dann auf den – durch eine Abstimmung von über 800 Bürgern ermittelten – neuen Namen „Obersee-Orankesee-Park“ feierlich getauft.

Seitdem genießen und pflegen nicht nur die inzwischen über 200 Vereinsmitglieder den Seenpark, sondern geben auch die Nachbarn und Anwohner immer neue Impuls. So entstanden 2017 auf dem Grundstück des einst abgebrannten „Wirstshauses am Oranksee“ die neuen „Orankesee-Terrassen“.

In Bildern von Peter Buhlan…

Das Mies-van-der-Rohe-Haus am Oberseeufer

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Der Wasserturm mit Bücherbox am Rosengarten

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